Anschlag des NSU in der Probsteigasse am 19. Januar 2001
Am 19. Januar 2001 explodierte in einem deutsch-iranischen Lebensmittelgeschäft in der Kölner Probsteigasse ein versteckter Sprengsatz. Ziel des Anschlags war die damals 19-jährige Masha M., Tochter des Geschäftsinhabers Djavad M., deren Familie in den 1980er Jahren aus dem Iran nach Deutschland kam. Die Bombe, versteckt in einer weihnachtlich dekorierten Stollendose, war Wochen zuvor in einem Korb im Laden zurückgelassen worden – laut Anklage von einem mutmaßlichen NSU-Mitglied mit der Bemerkung, er habe seine Geldbörse vergessen und komme gleich wieder.1
Masha M. erlitt beim Öffnen der Dose schwerste Gesichtsverletzungen und wurde nur durch Zufälle – wie ein offenes Fenster und ein geschlossener Rollladen – vor noch gravierenderen Folgen bewahrt. Die Druckwelle zerstörte große Teile des Geschäfts. Dass sie überlebte, gilt als „geradezu ein Wunder“2 Ihre Familie verlor durch die Explosion nicht nur ihre wirtschaftliche Existenz, sondern leidet bis heute unter den psychischen und physischen Folgen.
Trotz dieser extremen Gewalt wurde das Attentat lange nicht als rechtsextrem motivierte Tat eingeordnet. Die Ermittlungen fokussierten sich lokal auf den Kölner Raum und schlossen einen politischen Hintergrund aus. Ein Phantombild, das der Vater des Opfers anfertigen ließ, ähnelte laut Verfassungsschutz einem Kölner Neonazi. Diese Spur wurde jedoch nicht weiterverfolgt – ein Versäumnis, das Anwält*innen der Familie M. später öffentlich kritisierten.3
Das Denkmalprojekt der Stadt Köln will den Opfern der beiden NSU-Anschläge in Köln – der Probsteigasse 2001 und der Keupstraße 2004 – würdigen. Am 9. November 2021 beschloss der Stadtrat die Umsetzung des Entwurfs von Ulf Aminde, der auf einem öffentlichen Platz an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße errichtet werden soll. Ziel ist, die Erinnerung an den NSU-Terror sichtbar zu verankern und das migrantische Erinnern in den Stadtraum zurückzuholen.4
- Vgl. Friedrichsen, Gisela: NSU-Anschlag in Köln – Der unbekannte Korbträger. In: Der Spiegel, 26. Juni 2014. ↩︎
- Vgl. Ebenda. ↩︎
- Vgl. Ebenda.; Heute jährt sich der NSU-Anschlag in der Kölner Probsteigasse zum 21. Mal. Ein Denkmal soll daran erinnern. in: Migrationsgeschichten Köln, 2022. . ↩︎
- Vgl. Ebenda. ↩︎
