Theodoros Boulgarides

Theodoros Boulgarides (griechisch: Θεόδωρος Βουλγαρίδης) wurde am 11. Juni 1964 im griechischen Dorf Triandafyllia geboren. Im Alter von neun Jahren kam er mit seiner Familie nach München, wo er aufwuchs, die Schule besuchte und sein Abitur ablegte. Nach einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann arbeitete er bei Siemens und mehr als ein Jahrzehnt bei der Deutschen Bahn. Am 1. Juni 2005, nur zwei Wochen vor seinem Tod, eröffnete er gemeinsam mit einem Geschäftspartner einen Schlüsseldienst im Münchner Stadtteil Westend.1
Am 15. Juni 2005 wurde Theodoros Boulgarides in diesem Laden erschossen – drei Schüsse in den Kopf, ausgeführt mit derselben Waffe, die auch bei anderen Morden der rechtsterroristischen NSU-Gruppe verwendet wurde. Er war zu diesem Zeitpunkt 41 Jahre alt, verheiratet mit Yvonne Boulgarides und Vater zweier Töchter.
Nach dem Mord berichtete die lokale Boulevardpresse mit Schlagzeilen wie „Türken-Mafia schlug wieder zu“. Die Bild-Zeitung schrieb am 20. Juni 2005: „Die Spur des Killers führt nach Istanbul.“ Es war der einzige Mord der NSU-Serie, der ein griechischstämmiges Opfer traf.2
Statt einem rassistisch motivierten Verbrechen nachzugehen, unterstellten die Ermittlungsbehörden dem Opfer und seinem Umfeld kriminelle Verbindungen. Nach dem Mord wurde die Familie von Theodoros Boulgarides massiv von der Polizei befragt: Seine Witwe, die beiden Töchter sowie enge Bekannte mussten sich zu angeblichen Verbindungen zu Drogenhandel, organisierter Kriminalität und Internetdelikten äußern. Die Töchter wurden sogar nach sexuellem Missbrauch durch den Vater gefragt, die Witwe geriet zeitweise selbst unter Verdacht. Auch der Geschäftspartner wurde mit Fragen zu möglichen Süchten Boulgarides’ konfrontiert.3
Erst mit der Selbstenttarnung des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ im November 2011 wurde die rechtsterroristische Dimension der Tat öffentlich anerkannt. Die Witwe Yvonne Boulgarides wurde Nebenklägerin im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München.
Nach dem Mord kehrten seine Mutter und sein Bruder enttäuscht über die Ermittlungen nach Griechenland zurück.4
Ein Apfelbaum auf dem Grundstück der Kirche am Fronhof gedenkt Theodoros Boulgarides.
- Aust, Stefan / Laabs, Dirk: Heimatschutz. Der Staat und die Mordserie des NSU, München: Pantheon 2014, S. 607. ↩︎
- Vgl. Ebenda., S. 608. ↩︎
- Sundermann, Tom: NSU-Prozess: Ein Mord ohne Plan?; in: Zeit Online, 24.09.2013, 18:56. ↩︎
- Vgl. Ebenda. ↩︎
