Abdurrahim Özüdoğru

Geboren 1952 in Yenişehir, Türkei, kam er 1972 nach Deutschland, um Maschinenbau zu studieren, nachdem er dank hervorragender schulischer Leistungen ein Stipendium erhalten hatte. Er arbeitete 25 Jahre als Metallfacharbeiter und betrieb eine Änderungsschneiderei. Nach der Trennung von seiner Frau führte er das Geschäft allein weiter.
Am 13. Juni 2001 wurde Abdurrahim Özüdoğru in seiner Schneiderwerkstatt in Nürnberg von zwei Mitgliedern des rechtsextremen NSU ermordet. Wahrscheinlich gegen 16:30 Uhr betraten die Täter das Geschäft und erschossen ihn sofort mit zwei gezielten Kopfschüssen.1 Nach der Hinrichtung fotografierten die Täter das Mordopfer. Gegen 21:30 Uhr fanden Passanten die Leiche von Abdurrahim Özüdoğru.
Nach seinem Tod vermuteten die Ermittler zunächst kriminelle Machenschaften und durchsuchten seine Wohnung mit Drogenspürhunden. Er wurde mit derselben Waffe erschossen wie Enver Şimşek, der neun Monate zuvor ermordet worden war. In einem polizeilichen Vermerk nach der Durchsuchung hielt ein Beamter fest, er habe „für Wohnungen von Türken nicht unüblichen Nippes“ vorgefunden.2 Sein Tod blieb jahrelang ungeklärt, bis der NSU 2011 enttarnt wurde. Abdurrahim Özüdoğru hinterließ seine Tochter Tülin, die er liebevoll unterstützte.
Über viele Jahre hinweg fehlte in der Stadt ein offizielles Gedenken an Abdurrahim Özüdoğru. Erst die antifaschistische Initiative ‚Das Schweigen durchbrechen‘ brachte eine Gedenktafel am Tatort an – ein Zeichen zivilgesellschaftlichen Erinnerns, das jedoch mehrfach beschädigt und schließlich ersetzt werden musste. Seit 2021 erinnert nun eine offizielle Gedenktafel am Tatort an Özüdoğru. 2023 wurde darüber hinaus ein Park in Nürnberg nach ihm benannt.
Eine Esskastanie zum Gedenken an Abdurrahim Özüdoğru steht auf dem Gelände der Geschwister-Scholl-Schule in der Querstraße


Die Patenschaft für den Baum übernehmen die Initiative „Schule ohne Rassismus“ sowie der Jugendstadtrat. Auf dem Foto sind von links Desiree Barretta und Sinja Waldman zu sehen.
- Vgl. Caspari, Lisa; Tröger, Julius; Sundermann, Tom: „Sie sind nicht vergessen“, in: ZEIT ONLINE, 11. Juli 2018. ↩︎
- Vgl. Ebenda. ↩︎
